Außerfernerbahn
Land Nordtirol
Länge 30,4km
Spurweite 1.435mm
Eröffnet 1912
Anfangspunkt Griesen
Endpunkt Reutte in Tirol
Traktion 15kV ~

Vorgeschichte

Um auch das Außerfern an das europäische Schienenenetz und damit eine Belebung der lokalen Wirtschaft zu erreichen, tauchten bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erste Pläne für eine Bahnlinie von Kempten über den Fernpass nach Innsbruck auf. Im Jahr 1895 wurde ein erstes Teilstück von Kempten nach Pfronten eröffnet und dann 1905 bis Schönbichl (Vils) verlängert. Den Anschluss nach Reutte i.T. stellte vorerst eine von Dr. Ing. Riehl gebaute und am 16.12.1905 eröffnete „Anschlussbahn“ dar. Für die Weiterführung nach Innsbruck standen drei Varianten zur Diskussion: Reutte–Ehrwald–Gaistal–Leutasch, Reutte–Fernpass–Imst oder Reutte–Ehrwald–Garmisch.

Bau und Betrieb

Garmisch/P. besaß zu dieser Zeit bereits einen Bahnanschluss nach München, deshalb lag es nahe, eine direkte Verbindung nach München und nach Innsbruck über den Bahnhof Garmisch/P. herzustellen und damit die verkehrstechnische Erschließung des Außerfern voran zu treiben. Die Karwendelbahn (Mittenwaldbahn) Garmisch–Innsbruck wurde bereits 1912 eröffnet, die Strecke Griesen-Reutte hingegen erst nach Fertigstellung der Arbeiten auf bayrischem Gebiet am 29. Mai 1913. Auch die Außerfernbahn wurde von Anfang an elektrisch betrieben. Der längste Tunnel auf dieser Strecke ist der 512 m lange Katzenbergtunnel (auch Klausenwaldtunnel genannt) zwischen Reutte und Heiterwang und an Kunstbauten ist das Viadukt vor Ehrwald anzuführen. Die Gesamtlänge der Bahn von Reutte bis Innsbruck beträgt ca. 100,8km, davon befinden sich ca. 37,8km auf bayrischem Gebiet. Als maximale Geschwindigkeit war szt. 23km/h zugelassen, die 1960 auf 60km/h erhöht wurde. Die Teilstrecke Reutte-Griesen, also die Außerfernbahn, hat mit einer Länge von 30,362km den höchsten Punkt mit 1106m in der Haltestelle Lähn (ÖBB-km 16,4) und besitzt eine Maximalneigung von 37,5 ‰.

Die Außerfernbahn wurde wie die Karwendelbahn damals als erste österreichische Neubaustrecke mit hochgespanntem Einphasenwechselstrom 10kV, 15Hz (später 15kV, 16 ²/³Hz) geplant und gebaut. Weiters kamen bei den Fahrzeugen auf dieser Strecke als Neuheit auch erstmals Bremsen der Bauart Westinghouse zur Anwendung. Am 28.10.1912 wurde das erste Teilstück bis Scharnitz, am 25.4.1913 dann das bis Garmisch/P. und schließlich am 29.5.1913 jenes bis Reutte in Betrieb genommen. Zur Energieversorgung wurden eigene Kraftwerke, nämlich das Ruetzwerk bei Innsbruck und das Walchenseekraftwerk in Bayern errichtet. Unterwegs erfolgte die Energieeinspeisung aus einer 50kV(55kV)-Übertragungs-leitung, die am Fahrleitungsgestänge mitgeführt wurde, über die Unterwerke Reith bei Seefeld und Schanz (zwischen Griesen und Ehrwald). Später erfolgten dann diverse Adaptierungen an der Traktionsversorgung, sodass heute nur mehr eine Anspeisung über das MUW Zirl (ÖBB) bzw. das neue UW Reith b. Seefeld (ÖBB) und das UW Murnau (DB) aus dem jeweiligen 15kV-Netz beider Bahnen erfolgt.

Für diese erste elektrisch betriebene Gebirgs-Vollbahnstrecke wurden spezielle Lokomotiven von der Firma AEG als 1'C-gekuppelte Maschinen mit Schräg-stangenantrieb und Blindwelle (später ÖBB-Reihe 1060) mit einer Stundenleistung von 620kW konstruiert. Diese hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 40km/h bei einem Dienstgewicht von 54,9t. Bei diesen Maschinen fanden hochgelagerte 12-polige Einphasen-Kommutator-Motoren, System Winter-Eichberg Verwendung. Diese Maschinen waren damals zukunftsweisend bereits für Mehrfachtraktion und Steuerung von einem Führerstand aus ausgelegt und wurden z.T. auch in dieser Traktionsart verwendet. Später wurden dann allerdings fast alle in Tirol eingesetzten elektrischen Triebfahrzeuge der ÖBB, u. a. aber speziell die Reihe 1145, auf dieser Strecke eingesetzt.

Seit vielen Jahren wurde immer wieder über die Stilllegung der Strecke diskutiert, zuletzt um 2001, als die 15kV-Oberleitung auf dem Gebiet der DB in einem derart schlechten Zustand war, dass sie zur Gänze erneuert werden musste. Auf ÖBB-Gebiet wird eine derartige Maßnahme sicher auch zumindest mittelfristig anstehen. Im Jahr 2003 wurde die DB Regio durch das Land Tirol mit der Betriebsführung des Personenverkehrs beauftragt, heute bemühen sich die ÖBB wieder um diese Verkehrsleistung. Aufgrund der relativ wenig zufriedenstellenden wirtschaftlichen Ergebnisse dieser Bahnstrecke, erschwert durch den sanierungsbedürftigen Anlagenbestand sind die Zukunftsaussichten für die Strecke Reutte-Griesen wenig günstig erschienen. Allerdings ist durch die Elekrifizierung der nachfolgenden Strecke Schönbichl-Reutte die Wahrscheinlichkeit einer Einstellung durch etwas geringer geworden. Weitere Informationen können Sie auch aus den im Localbahnmuseum erhältlichen Broschüren entnehmen.