Triebwagenserie 60 (I.V.B.)

In den 1940er Jahren, wollten die Innsbrucker Verkehrsbetriebe neue Einheitsstraßenbahnfahrzeuge beschaffen, um den überalteten Fuhrpark der Straßenbahn Innsbruck zu erneuern. Da dies aufgrund des Verlafus des Zweiten Weltkriegs nicht gelang, bestellten sie 1943 bei der Firma Breda in Mailand einen Triebwagen der Type "Genua". Die elektrische Ausrüstung stellte Ansaldo-Marelli/TIBB her. Das Fahrzeug war mit vier Motoren zu je 33kW ausgestattet. Der Triebwagen war der erste Triebwagen mit einem Stahlaufbau. In Innsbrucl ging der Triebwagen in der originalen Lackierung in verschiedenen Grüntönen in Betrieb. Später wurde er aufgrund des Farbmangels mit Ofensilber und in Grau gestrichen, bevor er die für Innsbruck typische weiß/rote Farbgebung erhielt. Die Betriebsspannung betrug 550V Gleichspannung. Das Fahrzeug verfügte zur Stromaufnahme über einen Stemmann Bügel. Über den Fahrschalter wurde die Beschleunigung gewählt. Die Zugkraft wurde über druckluftbetriebenen Feinregler und Stromrelais automatisch geregelt. Der Triebwagen bekam die Nummer 60. Über einen Bremshebel konnten unterschiedliche Bremsstufen gewählt werden, welche automatisch die Bremskraft der Druckluft, bzw. auf den höheren Stufen der Magnetschienenbremse einstellten. Zusätzlich konnte noch die elektrische Bremse aktiviert werden. Der Triebwagen hatte die Sitze quer zur Fahrtrichtung. Damit die Fahrgäste nicht gegen die Fahrtrichtung sitzen mussten, konnten die Sitze um 180° gedreht werden, wenn der Triebwagen vom zweiten Führerstand aus gefahren wurde. Die automatischen Türen verfügten über eine jeweils durch den Fahrer bzw. Schaffner betätigte Druckluftsteuerung. Von der Bevölkerung wurde das Fahrzeug nach seinem Herkunftsort als "Mailänder" bezeichnet.

1944: Der Triebwagen konnte in Betrieb genommen werden, wurde aber nach einem Bombenschaden bei der Ziegelei Mayr an der Hallerstraße sicher hinterstellt.

1946: Der Triebwagen wurde repariert und wieder in Betrieb genommen. Aufgrund der mangelnden Erfahrung mit diesem Einzelstück war das Fahrzeug störanfällig und wurde deshalb hauptsächlich für Einschubfahrten verwendet.

1977: Nach dem Ankauf weiterer Gelenktriebwagen, wurde der Triebwagen 60 schließlich ausgemustert.

Heute: Triebwagen 60 befindet sich betriebsfähig im Besitz der Tiroler MuseumsBahnen.

Folgende Fahrzeuge dieser Type befinden sich bei den Tiroler MuseumsBahnen:

Triebwagen 60

Nummer 60
Gesellschaft I.V.B.
Baujahr 1943
Außerdienststellung 1977
Hersteller el. Teile Ansaldo-Marelli/TIBB BBC
Hersteller mech. Teile Breda
Leergewicht 16,5t
Länge über Kupplung 13.700mm
Achsformel Bo'Bo'
Achsstand 1.800mm
Drehzapfenabstand 6.500mm
Sitz/Stehplätze 26/90
Motortyp Ansaldo-Marelli MTC 30
Fahrdrahtspannung 550V
Leistung 4x33kW
an TMB 1991
derzeitiger Zustand betriebsfähig
Erscheinungsbild Letztzustand (1977)
restauriert von/bis 1991 - 2008

Aufarbeitung Triebwagen 60

1990: Der Triebwagen konnte von den Kärntner MuseumsBahnen zurückgekauft werden und wurde wieder nach Innsbruck gebracht.

1990 - 1991: Anlässlich des bevorstehenden 100-Jahr-Jubiläums der Innsbrucker Straßenbahn 1991 wurde der Triebwagen komplett zerlegt, gesandstrahlt, bekam eine Neulack und wurde neu verkabelt. Bis zum Jubiläum konnte zu großen Teilen das Äußerliche aufgearbeitet werden, allerdings reichte die Zeit nur aus, ein betriebsfähiges Drehgestell provisorisch einzubauen.

2002 - 2008: Nach einer Pause wurde die Restaurierung fortgesetzt, wobei große Teile der elektrischen und pneumatischen Anlagen rekonstruiert werden mussten. Die Beleuchtung wurde auf 24V umgebaut und dafür ein rotierender Umformer sowie eine Batterie nachgerüstet. Dabei wurden auch einige technische Probleme behoben, um den Triebwagen weniger störanfällig zu gemachen.

2008: Der Triebwagen konnte wiederzugelassen werden.

2009: Der Triebwagen wurde mit Funkantennen für die Weichensteuerung ausgerüstet.

2022: Einige verschlissene Teile der Bremse wurden nachgebaut und erneuert.